Wenn die Sonne hinter den Wolken bleibt

Zwischen den Rändern, immer wieder falsch – so fühlt er sich. Nie ganz dabei, nie ganz gesehen, nie ganz richtig in dieser Welt. Einer Welt, die von einer Norm getrieben scheint, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Von einer Vorstellung, wie etwas sein sollte, die sich hartnäckig in die Köpfe eingebrannt hat. So sehr, dass kaum Raum bleibt für die feinen Nuancen dazwischen. Doch gerade sie sind es, die das Besondere ausmachen: die Nebenklänge, die leisen Töne, die gemischten Farben.

Sein Lebensstil entspricht nicht dem der meisten. Sein kultureller Hintergrund ist geprägt von geschwungenen Ornamenten und melancholischer Musik. Seine Gedanken sind frei und ungestüm, seine Ausstrahlung erfüllt von purem Leben. Das kann Menschen einschüchtern – vielleicht, weil es sie daran erinnert, dass sie ihre eigene Einzigartigkeit längst vergessen haben. Dass auch sie träumen dürfen, Teil eines Ganzen sind. Jeder hat seinen Platz in diesem Gefüge aus Menschen, Natur, Umwelt. Niemand sollte ausgeschlossen werden. Denn wo Ausschluss herrscht, entsteht Ungleichgewicht – schwer zu halten, schwer zu ertragen.

Er kennt diese Missstände, hat sie gesehen, gespürt, in sich aufgenommen. Er wünscht, er könnte die Welt neu ordnen, gerechter machen. Doch seine Ressourcen sind begrenzt, seine Kraft zerrinnt.

Wenn er nur wüsste, wie besonders er ist. Wie hell sein Stern leuchtet, wie viele Herzen er schon berührt, wie viele Seelen er inspiriert hat. Wie groß seine Taten sind – auch wenn sie ihm klein erscheinen. Besonders in jenen Momenten, in denen die Welt stillzustehen scheint, der Nebel die Klarheit verschleiert, die Aussicht trüb ist. Dann muss er erinnert werden: Die Sonne scheint immer, auch wenn der Himmel grau ist, auch wenn die Natur schläft.

Im Winter, sagt man, soll man Pflanzen umtopfen, Samen setzen – damit sie erblühen, wenn die Erde erwacht. Vielleicht sollte er jetzt, in den Stunden der Last, einen stillen Moment für sich einfangen. Nur für sich. Vielleicht erkennt er dann, dass er nicht allein ist. Dass er nur am falschen Ort gesucht hat, wonach er sich sehnt. Dass die Welt zwar voller Gier und Zerstörung ist, gesteuert von jenen, die nie genug bekommen – doch seine Gefühle sind ein Zeichen von Menschlichkeit. Ein Beweis, dass er das Richtige tut.

Er darf nie aufhören, an das Gute zu glauben. Dafür einzustehen, dass Worte verbinden, Träume gelebt, Herzen vereint und Gerechtigkeit vertreten werden. Wüsste er nur, dass es genügt, was er ist, wie er ist und was er in die Welt trägt. Dann könnte sein Strahlen noch mehr Menschen erreichen – wie Kerzen, die nur darauf warten, entzündet zu werden. Um Wärme zu schenken. Trost. Liebe.

Alles geht vorbei – auch die Angst, dass seine Träume zerbrechen. Bis dahin lasst uns ihm gemeinsam sagen: Vertrau dem Prozess. Sei stolz auf dich.

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